Faustformel Solaranlage: So groß sollten PV-Anlage und Stromspeicher sein
Mit einer eigenen Solaranlage könnt ihr die kostenlos zur Verfügung stehende Solarenergie nutzen, um eure Laptops und Handys mit Strom zu versorgen, Haushaltsgeräte zu betreiben oder sogar das E-Auto zu laden. Damit euch diese Energie aber nicht nur dann zur Verfügung steht, wenn die Sonne scheint, braucht ihr einen Stromspeicher. Sowohl die PV-Anlage als auch das Speichermodul sollten richtig dimensioniert sein, damit ihr sie effektiv nutzen und möglichst autark werden könnt. Wie groß die PV-Anlage mit Speichermodul sein sollte, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Wie hoch ist dein Stromverbrauch?
Um die Frage zu beantworten, wie groß eine PV Anlage und der dazugehörige Stromspeicher sein muss, solltest du deinen Stromverbrauch kennen. Solaranlagen amortisieren sich vor allem dann sehr schnell, wenn du möglichst viel des selbst produzierten Stroms auch selbst für deinen Haushalt nutzt. Die Einspeisevergütung lohnt seit der letzten Reformation der Preise kaum noch – daher plant ihr eure PV-Anlage perspektivisch nur noch für den Eigenverbrauch.
So dimensionierst du deine PV Anlage richtig
Die optimale Planung der PV-Anlage beginnt damit, die richtige Größe auszuwählen. In vielen Köpfen befindet sich eine magische Grenze von 10 kWp, die sie nicht überschreiten wollen, um eine Gewerbeanmeldung zu vermeiden. Das ist aus meiner Sicht aber der falsche Ansatz!
Warum 10 Kilowatt-Peak nicht die magische Grenze sein sollte
Die 10 ist bei vielen Verbrauchern eine unsichtbare Schallmauer, die bei der Planung der PV-Anlage nicht durchbrochen werden darf. Die 10-kWp-Grenze hat einen Einfluss auf die Einspeisevergütung, da sie die höchste Vergütungssumme generiert und befreit noch von der Gewerbesteueranmeldung. Aber: Die Einspeisevergütung ist ohnehin nicht mehr lohnenswert und auch eine Gewerbeanmeldung lediglich einmalig mit bürokratischem Aufwand verbunden.
„Die Grenze deiner Solaranlage ist die Fläche deines Daches!“
Felix, Money for Future
Solltet ihr eine kleine Dachfläche haben, nehmt ihr die stärksten Module, die ihr bekommen könnt und wenn ihr 12 kWp auf euer Dach bekommt, dann solltet ihr die 10 kWp-Grenze vollkommen ignorieren.
Hinweis: Die 1000 kw/h = 1 kWp-Formel ist veraltet
Früher wählte man die Größe der PV-Anlage nach der Faustformel: Pro 1000 Kilowattstunden Verbrauch sollte es 1 kWp Solarmodule auf dem Dach und 1 kW/h Speicher haben. Heute rät man eher zu 2 kWp pro 1000 Kilowattstunden – die Grenze nach oben ist offen.
So sieht die neue Faustformel für die Berechnung der Solarmodule und Stromspeicher aus
Die Solarmodule sind dank neuster Materialien und Fertigungstechniken immer günstiger geworden. Daher sollte die PV-Anlage nicht mehr zu knapp dimensioniert sein, sondern in der genannten Range zwischen mindestens 1 und 2 kw/h Solarmodul und Speicher pro 1000 kW/h Eigenverbrauch liegen.
Mein Tipp: Nutze deine Dachfläche vollständig aus
Ich rate meinen Kunden dazu, ihre Dachfläche vollständig auszunutzen – unabhängig davon, ob sie dabei die 10-kWp-Grenze überschreiten. Den Antrag zur Gewerbeanmeldung zu stellen, ist kein Hexenwerk. Du brauchst diesen Prozess nur ein einziges Mal zu durchlaufen und profitierst für 20 bis 30 Jahre von deinen PV-Modulen, ohne dass du diese noch einmal erneuern oder die Gewerbeanmeldung neu einreichen musst.
Strom ist die Ressource der Zukunft!
Ein Blick auf andere Länder zeigt: Strom gewinnt zunehmend eine zentrale Rolle in der Energieversorgung. Dabei zeichnen sich zwei wichtige Trends ab, die du bei der Dimensionierung deiner PV-Anlage unbedingt beachten solltest.
Trend 1: Wärme wird mit Strom erzeugt
Wärme wird perspektivisch mit Strom generiert. In neu gebauten Häusern ist es heute schon Standard, eine Wärmepumpe einzubauen, die das Gebäude zu 100 % mit Wärme versorgt.
Ein Beispiel: Wärmepumpen
Wir können heute schon mit 1 kW/h Strom ca. 4 bis 5 kW/h Wärme mit hocheffizienten Wärmepumpen erzeugen. Dank eines Stromspeichers kann die Pumpe dann betrieben werden, wenn Wärme gebraucht wird. Da elektrische Wärmepumpen aber mit Strom betrieben werden, wird sich auch dein Stromverbrauch erhöhen.
Trend 2: Autos werden mit Strom getankt
Vielleicht tankst du heute noch mit Benzin – das kann aber in zwei bis drei Jahren schon anders sein und du hast ein E-Auto vor der Tür. Elektromobile werden günstiger, weil auch die Batterien günstiger werden. Dieser Trend zeichnet sich beispielsweise schon bei Elektrofahrzeugen wie dem VW e-Up oder dem E-Golf ab.
Der Energieverbrauch ist die Summe aus dem Stromverbrauch im Haushalt, der Mobilität und der Wärmegewinnung. Daher kann sich der Stromverbrauch von heute, morgen schon verdoppelt haben. Mein Expertenrat lautet: Um diese zukünftigen Entwicklungen aufzufangen, sollten sowohl die Solaranlage als auch der Stromspeicher so groß wie möglich sein.
„Aber im Winter erzeugt die Solaranlage doch gar keinen Strom!“
Dies ist eines der häufigsten Gegenargumente für eine große PV-Anlage. Fakt ist: Hochmoderne PV-Module können auch aus diffusem Licht sehr viel Energie erzeugen – bis zu 3 kW sind auch im Winter problemlos möglich und damit kann auch eine Wärmepumpe betrieben werden. Der Rest muss dann vom öffentlichen Versorger bezogen werden, der seinen Strom beispielsweise aus der Windenergie heraus generiert.
Ein Beispiel zu den Kosten:
Eine selbst erzeugte kW/h Strom vom Dach kostet euch ca. 6 bis 8 Cent, mit der ihr den größten Teil des Jahres nahezu autark euren Strom, eure Wärme und eure Mobilität finanzieren könnt.
Wie groß soll der Stromspeicher sein?
Stromspeicher sind aktuell noch sehr teuer, sodass du hier bei der Anschaffung genauer hinsehen solltest. Überlege dir genau, was du mit dem Stromspeicher machen willst. Planst du in naher Zukunft den Einbau einer Wärmepumpe oder die Anschaffung eines E-Autos? Kannst du einen Mehrverbrauch bereits absehen? Dann lohnt es sich, auch den Speicher so groß wie möglich zu machen, auch wenn die Amortisationszeit dadurch länger wird. Auch das Thema Notstrom spielt eine Rolle. Um immer ausreichend Notstrom zu haben, muss der Stromspeicher entsprechend größer sein.
Fazit: Nutze die Fläche deines Daches so effektiv wie möglich
Eine selbst erzeugte kW/h Strom vom Dach kostet euch ca. 6 bis 8 Cent, mit der ihr den größten Teil des Jahres nahezu autark euren Strom, eure Wärme und eure Mobilität finanzieren könnt.