Balkonkraftwerk erklärt: Wie funktioniert ein Balkonmodul
Das Thema Nachhaltigkeit lässt sich nicht immer nur in einem großen Haus mit riesiger Dachfläche umsetzen. Auch diejenigen, die nur einen Balkon zur Verfügung haben, können günstig eigenen Strom produzieren. Ein Interview mit Christian Ofenheusle von machdeinenstrom.de.
Felix: Was muss ich bei einem Balkonkraftwerk beachten?
Christian: Die Grundlagen für ein Balkonkraftwerk sind schnell erklärt. Du hast ein- bis zwei Solarmodule, die klassisch aus Glas hergestellt werden. Mittlerweile gibt es auch immer häufiger solche flexiblen Module aus Glasfaserverbund oder ETFE. Die Module erzeugen Wechselstrom. Da Du im Haushalt aber Gleichstrom benötigst, wird von hinten an das Modul ein Wechselrichter gesteckt. Dieser wird über ein Kabel mit der Steckdose zuhause verbunden.
Felix: Wie kann ich den Strom aus dem Balkonkraftwerk nutzen?
Christian: Das Besondere ist, dass der Strom rückwärts durch die Steckdose in den Haushalt fließt. Deine elektrischen Geräte im Haushalt verbrauchen immer zuerst den Strom, den Du mit Deinem Balkonkraftwerk erzeugt hast, bevor sie auf den Strom des Netzbetreibers zurückgreifen. Strom geht immer den Weg des geringsten Widerstandes. So wird erst der Strom verbraucht, der schon da ist. Das ist reine Physik. Dadurch reduziert sich automatisch dein Stromverbrauch. Der Stromzähler im Keller wird langsamer.
Felix: Kann ich das Solarmodul einfach dort platzieren, wo ich möchte?
Christian: Egal ob nach Osten, Westen oder Süden: Das Solarmodul rentiert sich in jedem Fall. Nur eine Ausrichtung nach Norden ist schwierig. In wenigen Jahren hast Du die Anschaffungskosten durch die gesparten Stromkosten wieder eingeholt. Ist das Solarmodul nach Süden ausgerichtet, geht das natürlich entsprechend schneller. Ein guter Tipp: Du kannst ein Solarmodul nach Osten und eins nach Westen richten. Dann bekommst du den ganzen Tag über etwas von der Sonne ab und hast immer einen Ertrag. Das entspricht auch dem Strombedarf der meisten Menschen, die tagsüber nicht Zuhause sind und daher morgens und abends am meisten Strom verbrauchen.
Felix: Wie kriege ich das Solarmodul auf meinem Balkon installiert?
Christian: Dafür gibt es gar keine konkreten Vorgaben. Kleinere Module kannst du mit einem einfachen Draht oder Edelstahl-Kabelbindern befestigen. Auch Industrie-Klettbänder eignen sich gut für eine sichere Befestigung der Balkonmodule. Für die großen Solarmodule, die zwischen 16 und 18 Kilogramm wiegen, brauchst du natürlich etwas festeres. Dafür gibt es spezielle Lösungen wie eine Aufständerung. Das Modul wird vorne eingehängt. An der Rückseite befindet sich eine Befestigung, mit der die Aufständerung am Balkon fixiert wird. Nach Möglichkeit solltest Du das Solarmodul über diese Aufständerung zur Sonne richten. Das bringt gleich 30 % mehr Ertrag. Ist das Modul einmal befestigt, brauchst Du Dich für die nächsten 25 Jahre nicht mehr darum zu kümmern.
Felix: Einmal anbringen und nach 4 bis 6 Jahren hat sich das Balkonmodul amortisiert?
Christian: Genau, je nachdem, wie hochwertig die Module sind.
Felix: Muss ich das Balkonkraftwerk denn anmelden?
Christian: Ja. Du meldest Dein Balkonkraftwerk einmal im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur unter marktstammdatenregister.de an. Bei Deinem Netzbetreiber befindet sich in der Regel irgendwo auf der Seite ein Formular, über das Du Dein Balkonkraftwerk kurz anmeldest. Abgefragt werden nur die wichtigsten Daten und die Anmeldung gelingt Dir in der Regel recht schnell. Unter Umständen muss der Betreiber den Zähler im Keller tauschen, wenn noch ein alter, gusseiserner Zähler mit einer Scheibe installiert ist. In diesem Fall muss der alte Zähler gegen einen neuen, digitalen getauscht werden. Das ist in den meisten Fällen kostenlos. Dann kannst du loslegen.
Felix: Nun gibt es ja auch immer Menschen, die Angst vor Gefahren haben. Wie gefährlich ist denn ein Balkonkraftwerk?
Christian: Zum Glück ist es so, dass die Geräte alle nach VDE AR-N 4105 zertifiziert sein müssen, bevor sie in den Verkauf kommen. In den Modulen ist außerdem ein sogenannter NA-Schutz integriert. Das bedeutet, das Gerät schaltet sich innerhalb von 200 Millisekunden ab, wenn der Stecker gezogen wird, etwas mit der Spannung nicht mehr stimmt oder es zu anderen Zwischenfällen kommt. Dann kannst Du auch gefahrenlos diese Steckerkontakte berühren.