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Wie groß sollte der Stromspeicher für die Solaranlage sein? Interview mit Frank Schmalowsky von VP Uniflott

FELIX GOLDBACH
26. Oktober 2022
PHOTOVOLTAIK
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Mit einer eigenen Solaranlage könnt ihr die kostenlos zur Verfügung stehende Solarenergie nutzen, um eure Laptops und Handys mit Strom zu versorgen, Haushaltsgeräte zu betreiben oder sogar das E-Auto zu laden. Damit euch diese Energie aber nicht nur dann zur Verfügung steht, wenn die Sonne scheint, braucht ihr einen Stromspeicher. Sowohl die PV-Anlage als auch das Speichermodul sollten richtig dimensioniert sein, damit ihr sie effektiv nutzen und möglichst autark werden könnt. Wie groß die PV-Anlage mit Speichermodul sein sollte, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Felix: Wozu brauche ich einen Stromspeicher und was sind die größten Unterschiede?

Frank: Die Frage kann nahezu jeder PV-Anlagebesitzer beantworten. Während die ersten Anlagen bis ca. 2011 Volleinspeiser waren und auf die Einspeisevergütung ausgelegt wurden, zielten die nachfolgenden Solaranlagen immer mehr auf den Eigenverbrauch ab. Ohne weitere Vorkehrungen wie eine Batterie werden ca. 30 % der gewonnenen Solarenergie für den Eigenverbrauch genutzt und 70 % zur Einspeisung. Selbst produzierter Strom kostet heute ca. 7 Cent – im Vergleich zum öffentlichen Stromanbieter mit ca. 35 Cent ist das schon eine erhebliche Einsparung. Umso mehr lohnt es sich, den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen. Mit einem Stromspeicher erreicht ihr locker 50 bis 70 % Eigenverbrauch. Wichtig ist es dann, sich für den richtigen Speicher zu entscheiden.

Felix: Welche Arten von Speichern gibt es denn überhaupt?

Frank: Man unterscheidet zwischen AC und DC Speichern. AC-Speicher bedeutet, dass der Speicher nur auf der AC-Seite also direkt im Stromnetz angekoppelt ist. Bei der DC-Variante kann ohne Wandlung der Strom direkt in die Batterie gehen. Das passiert über einen Wechselrichter, der den Spannungspegel anpasst. Der CD Speicher ist günstiger, da weniger Teile darin verbaut sind und nur eine Wandlung des Stroms erfolgt. Der AC-Speicher muss zunächst den Wechselstrom in Gleichstrom verwandeln, in die Batterie einspeisen und aus der Batterie heraus den Gleichstrom über den Wechselrichter wieder in Wechselstrom verwandeln.

Grundsätzlich haben AC- und DC-Speicher denselben Wirkungsgrad. Über den DC-Speicher entstehen weniger Wandlungsverluste und er ist in der Anschaffung günstiger. AC-Speichersysteme eignen sich aufgrund ihres Aufbaus dagegen für Speichernachrüstungen an bestehenden Anlagen wie Post-EEG-Anlagen, die nach 20 Jahren aus dem Energieeinspeisegesetz herausgefallen sind.

Felix: Wie groß muss der Speicher sein?

Frank: Ein Weg für die Berechnung ist es, vorab umständlich den eigenen Verbrauch zu messen und den Stromspeicher so zu dimensionieren, dass dieser Verbrauch gedeckt wird. Andererseits wird dieser Speicher für die nächsten 20 oder mehr Jahre ausgelegt. In einer durchschnittlichen Familie verändert sich der Bedarf ständig. Es werden Kinder geboren, die nutzen nach und nach PCs und andere Geräte und ziehen dann im jungen Erwachsenenalter wieder aus. Daher ist der aktuelle Verbrauch nicht das ausschlaggebende Kriterium. Wichtig ist, dass der Speicher zunächst zur PV-Anlage passt. Zudem sollten auch zukünftige Anschaffungen wie ein Elektroauto mit in die Überlegungen einbezogen werden. Stromspeicher sollten weder zu groß noch zu klein sein.

Die Faustformel lautete früher: 6 kWp PV-Anlage = 6000 kWh Hausverbrauch = 6kW Speicher

Heute sagt man, dass sowohl Speicher als auch Solaranlage möglichst groß sein sollten, da perspektivisch viel mehr Einrichtungen im Haushalt mit Strom betrieben werden. Die Dachfläche sollte möglichst ausgenutzt und der Speicher entsprechend passend dazu dimensioniert sein.

Felix: Wie viele Zyklen schafft ein Speicher denn im Jahr?

Frank: Dafür gibt es verschiedene Ansätze, die entscheidend vom Installationsort abhängen. In Italien sind durchaus 300 Zyklen realistisch, da über 10 Monate lang der Speicher täglich vollgeladen und wieder entleert wird. In unseren Regionen sind es ca. 200 Zyklen. Das sind auf 20 Jahre gerechnet 4000 Zyklen – die jeder Stromspeicher garantiert schafft. Ein durchschnittlicher Stromspeicher schafft auch 6000 Zyklen. Als Zyklus bezeichnet man immer einen Vollzyklus – alles andere wird dann einfach miteinander addiert. Vier Viertel-Zyklen sind dann beispielsweise ein Vollzyklus. Insbesondere bei Balkonkraftwerken sind es ja immer Mini-Zyklen, für die Lithium-Speicher am besten geeignet sind.

Felix: Wie sieht es denn da mit der Garantie aus? Im Idealfall lohnt sich doch eine Online-Anbindung, um Zugriff auf die Daten zu bekommen, oder?

Frank: Richtig. Online-Anbindungen sind sowohl für die Speicher als auch die Wechselrichter lohnenswert, denn das bringt in der Regel mehr Garantien ein. Zudem gibt es zum Beispiel auch bei Updates einen besseren Support. Über eine Portal-Anbindung wirst du beispielsweise auch benachrichtigt, wenn deine Anlage nicht korrekt läuft.

Felix: Eisenphosphat oder NMC Speicher: Hast du da spezielle Präferenzen?

Frank: Nein. Bei Off-Grid Anlagen empfehle ich sogar noch Blei, da diese Anlagen in der Regel keine Online-Überwachung haben und Blei sowohl in der Handhabung als auch im Temperaturverhalten wesentlich besser ist.

Felix: Habe ich mit einem Batteriespeicher automatisch Notstrom?

Frank: Nein, tatsächlich machen die meisten Speicher keinen Notstrom. Wer Notstrom haben möchte, muss dies extra bezahlen. Du bräuchtest mindestens 5 oder 10 kW extra, um bei einem Stromausfall auf einen Notstromvorrat zurückgreifen zu können. Die meistens Stromausfälle passieren ja im Winter, wenn der Speicher ohnehin leer ist. Daher halte ich Notstrom für weniger sinnvoll als beispielsweise einen Generator, der mit Benzin betrieben werden kann.

Felix: Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Dinge, die ich bei der Anschaffung eines Stromspeichers beachten muss?

Frank: 1. Der Speicher muss technisch zur Anlage passen. Für bestehende Anlagen lohnen sich AC-Speicher, die eingekoppelt werden. Der bekannteste Speicher-Hersteller ist Varta. 2. Die Größe des Speichers. Diese sollte auch in der Zukunft gedacht werden, wenn beispielsweise die Anschaffung eines E-Autos geplant ist. 3. Brauchst du Notstrom? Wenn du wirklich Notstrom benötigst bzw. wert darauf legst, dann musst du ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen, denn einige Hersteller bieten hier durchaus innovative Lösungen an.

Felix: Vielen herzlichen Dank für deine Expertise.

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26. Oktober 2022
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